Ihre Frage kann ich mit einem klaren „Ja“ beantworten. Das Nikotin der Zigaretten erreicht binnen weniger Sekunden das Gehirn. Dort setzt es Prozesse in Gang die im „Belohnungszentrum“ des Gehirns ein beruhigendes Wohlgefühl hervorrufen. Gleichzeitig kommt es über die Freisetzung von Adrenalin zur Steigerung der Herzfrequenz. Noch während des Nikotinabbaus, der binnen zwei Stunden passiert, entsteht ein erneutes Rauchverlangen. Nun zu den „tieferen“ Wirkungen: Die erhöhte Herzfrequenz bedeutet Mehrarbeit für das Herz, somit steigt der Sauerstoffbedarf des Herzmuskels. Insgesamt werden die Glykogenspeicher schneller erschöpft, was wiederum zu einer schnelleren Leistungsverminderung führt. Das beim Inhalieren aufgenommene Kohlenmonoxid reduziert die Fähigkeit des Blutes, Sauerstoff zu transportieren. Auch die anaerobe Leistungsfähigkeit wird durch das Rauchen geringer. Noch am nächsten Tag nach der letzten gerauchten Zigarette bleibt der Sauerstofftransport für die Zellen eingeschränkt. Neben der Beschleunigung der Herzfrequenz, erhöht Nikotin den Blutdruck und verengt die Blutgefäße. Diese höhere Belastung unseres Körpers und die verringerte Durchblutung führen zu einer verzögerten Regeneration. Rauchen mindert auch die Reaktionsfähigkeit und reduziert die Muskelkraft und die Muskelbeweglichkeit. Auf längere Sicht wird bei Rauchern weniger Muskelmasse aufgebaut, hingegen erfolgt der Muskelabbau viel schneller. Wer raucht, verspürt auch weniger Lust auf Sport. Das liegt insbesondere daran, dass sie langfristig eine schlechtere Kondition als Nichtraucher haben. Verschiedenen Studien zufolge haben rauchende Männer auch häufiger Potenzprobleme als Nichtraucher. Wer sportlich aktiv ist, dem gelingt es eher, mit dem Rauchen aufzuhören. Körperliche Bewegung ist eine gute Möglichkeit, das Verlangen nach Zigaretten in den Griff zu bekommen. Auf langfristige Schäden, wie zum Beispiel bleibende Gefäßverengungen im Körper des Rauchers, bin ich an dieser Stelle noch gar nicht eingegangen.
Ihr Sportarzt Dr. med. Peter-Hendrik Herrmann (Mai 2018)
Der Begriff „Open-Window-Effekt“ umschreibt die immunologische Lücke in der Körperabwehr nach sportlichen Belastungen. Es handelt es sich um eine bestimmte Zeitspanne, direkt im Anschluss an eine hochintensive sportliche oder auch eine hohe psychische Belastung, in der Sportler leicht an Infekten erkranken. Die Zahl der natürlichen Killerzellen steigt im Blut unter Belastung an, sinkt danach aber unter das Ausgangsniveau. So kommt es für drei bis vierundzwanzig Stunden zum „offenen Fenster“ durch das die Erreger einfallen können. Nun könnte man sich die berechtigte Frage stellen, ob Sport krank macht. Das Open-Window-Phänomen tritt ja bei
hochintensiven Belastungen auf. Wenn wir uns also moderat belasten, können wir davon ausgehen, dass wir unser Immunsystem stärken. Weitere Maßnahmen, die den Sportler schützen möchte ich im Folgenden nennen. Da hätten wir zum Beispiel die notwendige Regenerationsphase. Gönnen Sie Ihrem Körper nach einer intensiven Trainingseinheit ein bis zwei Tage Ruhe. Ausreichender Schlaf ist übrigens die beste Regeneration. Planen Sie grundsätzlich immer Erholungsphasen nach dem Training ein. Eine vernünftige Bekleidung schützt Sie ebenfalls. Direkt auf der Haut trägt man am besten Funktionskleidung, die den Schweiß von der Haut weg transportiert. Darüber kann man weitere Kleidungsstücke nach dem Zwiebelschalenprinzip anziehen. Eine gesunde und vitaminreiche Ernährung und ein ausgeglichener Flüssigkeitshaushalt leisten auch ihren Beitrag zur Gesunderhaltung. Laut sportmedizinischen Untersuchungen sind Leistungssportler weniger krank als die Durchschnittsbevölkerung. Derzeit fehlen uns noch die geeigneten Methoden einer individuellen sportimmunologischen Leistungsdiagnostik. Dennoch lässt sich feststellen, dass regelmäßiger Sport im Körper positive Anpassungsvorgänge in Hinblick auf eine Stärkung des Immunsystems auslöst.
Also, raus in die Natur. Schütteln Sie den Staub des Winters ab und legen Sie los. Viel Erfolg dabei!
Ihr Sportarzt Dr. med. Peter-Hendrik Herrmann (April 2018)
"Ein ärztlicher Kollege hat mir Informationen über eine aktuelle dänische Studie zugeschickt, wofür ich mich an dieser Stelle herzlich bei ihm bedanken möchte. Forscher aus Kopenhagen haben über zwölf Jahre hinweg Daten von Joggern und von gesunden Nicht-Joggern gesammelt und ausgewertet. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass moderates Joggen durchaus der Gesundheit zuträglich ist. Allerdings verlieren exzessive Jogger diesen gesundheitlichen Vorteil wieder, denn ihre Sterblichkeit war in der Studie fast genauso hoch, wie die der Nicht-Jogger. Dieses Ergebnis ist natürlich Wasser auf die Mühlen jener Mitmenschen, die sich gar nicht bewegen möchten. Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte. Bevor man seine „guten Vorsätze“ in die Tat umsetzt
und mit einem Bewegungsprogramm beginnt, ist eine Analyse des gesundheitlichen Ist-Zustandes notwendig. Gibt es keine Gründe, die gegen den Start sprechen, stellt sich die Frage „Wo und wann?“. Wer da gar keine Vorkenntnisse hat, der ist unter der Aufsicht eines erfahrenen Trainers sicher besser aufgehoben, als allein im Wald. Zu hohe Intensitäten oder zu schnelle Umfangssteigerungen sollten damit ausgeschlossen sein. Nun kommt es auf das Zusammenspiel des Sportlers mit seinem Trainer an. Klappt es gut, wird sich das in einem Leistungszuwachs äußern. Anfangs geht es schneller. Dann hat man das Gefühl, es geht gar nicht mehr vorwärts. Das ist eine kritische Phase. Hier ist Durchhalten angesagt. Doch nicht nur der Trainer allein, sonders besonders auch Gleichgesinnte können da gut motivieren. Hat man das Gefühl, sich zwischen den einzelnen Trainingseinheiten nicht ausreichend erholen zu können, ist das ein Warnsignal. Wird dann durch ein noch härteres Training versucht, trotzdem besser zu werden, ist der Teufelskreis beschritten. Hier sollte unbedingt eine Sportpause eingelegt werden. Treiben Sie also maßvoll Sport und übertreiben Sie es nicht. Zwei bis drei Einheiten pro Woche mit fünfundvierzig Minuten genügen. Ihr Körper wird es Ihnen danken."
Ihr Sportarzt Dr. med. Peter-Hendrik Herrmann